Apropos Königskrönung und Salbung: Wir sind gekrönt und gesalbt. Ach ja!

Könige wurden schon in alttestamentlicher Zeit gesalbt, zum Beispiel Saul (1Sam 10,1), David (1Sam 16,13), Salomo (1Kön 1,39). Und auch Priester (Ex 28,41; 29,7; 40,15). Dies war eine Form der Legitimation und Beauftragung durch Gott, eine Verbindung mit „dem Heiligen“ und eine Übertragung von Eigenschaften Gottes auf den Gesalbten: Kraft, Stärke, Weisheit. Bei der Salbung von David wird berichtet:

„… und der Geist des Herrn durchdrang David und lag auf ihm von jenem Tag an.“ (1Sam 16,13, Zürcher Übersetzung).

Bei dem Blick auf die Prominenz kann leicht in Vergessenheit geraten, dass schon in alttestamentlicher Zeit auch „gewöhnliche“ Menschen (im übertragenen Sinn) gesalbt sind:

„Du deckst mir den Tisch vor den Augen meiner Feinde. Du hast mein Haupt mit Öl gesalbt, übervoll ist mein Becher“ (Ps 23,5, Einheitsübersetzung).

Hier ist Gott selbst Gastgeber eines Festmahls für einen Menschen, der Dunkles erleben musste. „Das ist die größte Auszeichnung, die es gibt: Tischgenosse des Königs zu sein“ (Erich Zenger)1. Dies ist eine Ehrung des Gastes, der gleichzeitig auch unter den Schutz des Gastgebers gestellt wird (vgl. Gen 19,8). Die Würdigung zeigt, dass er gesalbt wird und dass der Becher mit Wein „übervoll“ ist: Der Gastgeber ist großzügig. Er lässt sich nicht lumpen.

Jesus zitiert in seiner „Antrittspredigt“ Jes 61,1: „Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn er hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt …“ (Lk 4,18). Die Salbung durch eine Frau (Mk 14,3-9 par.) bestätigt den besonderen Auftrag Jesu. Wie Jesus den Geist Gottes bei der Taufe erhalten hat (Mk 1,10 par.), so bekommen ihn auch die, die an ihn glauben und mit ihm verbunden sind. Paulus schreibt:

„Gott selbst ist es, der uns gemeinsam mit euch im Glauben an Christus festigt. Er hat uns gesalbt und uns sein Siegel aufgedrückt. Dazu hat er uns den Heiligen Geist als Vorschuss auf das ewige Leben ins Herz gegeben.“ (2Kor 1,21f., BasisBibel).

Und auch Johannes bezieht sich auf die Taufe, die letztlich eine Salbung mit dem Geist Gottes ist. Es ist kein Zufall, dass die „Salbung“ (griechisch: chrisma) der „Christen“ (Apg 11,26) an den Namen „Christus“ anklingt, der ja „der Gesalbte“ (hebräisch: „Messias“, māschîaḥ) bedeutet (Joh 1,41):

20 Ihr habt die Salbung von dem, der heilig ist, und habt alle das Wissen. … 27 Und die Salbung, die ihr von ihm empfangen habt, bleibt in euch.“ (1Joh 2,20.27, Luther-Übersetzung).

Mit anderen Worten: Wer getauft ist, ist gesalbt und gehört zu Christus, dem Gesalbten, und zur königlichen Familie, ist also Gottes Sohn oder Tochter. Mehr Ehre und Würdigung geht eigentlich nicht mehr:

„Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein Volk, das sein besonderes Eigentum wurde, damit ihr die großen Taten dessen verkündet, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat“ (1Petr 2,9, Einheitsübersetzung).

Das heißt: „Wer sich mit Überzeugung Christ nennt, der soll wissen: Ich bin gesalbt, nicht angeschmiert.“ (Franz Kamphaus)2

 

Anmerkungen:
1 Erich Zenger, Psalmen, Freiburg 2003, Bd. I, S. 231.
2 Franz Kamphaus, Gott beim Wort nehmen. Zeitansagen. Freiburg 2006.
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