Auferstehung!

Der röm.-kath. Theologe Prof. Dr. Eberhard Schockenhoff (Moraltheologie) ist am 18. Juli 2020 im Alter von 67 Jahren nach einem Unfall gestorben. In einem Interview mit der ZEIT vom 5. April 2015 sprach er über seinen Bruder, den Politiker Andreas Schockenhoff, der vor kurzem gestorben war:

Ich habe für ihn das Requiem gehalten, und als ich an seinem Grab stand, war ich mir ganz sicher, dass das kein Abschied für immer ist. Allerdings glaube ich nicht an eine familiäre Wiedersehensfeier im Himmel, wie man sich das so kindlich vorstellt. Das menschliche Leben findet in Gott seine Vollendung. Das ist radikal unanschaulich. Jedes Bild, das wir uns davon machen, kann nur eine Denkhilfe sein. Näher ausmalen möchte ich mir das nicht. …

Ganz bei Gott sein heißt ja, das Kreuz ist nicht der Endpunkt, auch wenn es erst einmal so scheint. Das Markusevangelium schließt mit dem Satz „Und die Jünger fürchteten sich sehr.“ Auch die Jünger brauchen eine Weile, um zu verstehen, was da eigentlich geschehen ist. Aber dann kommt der Umschwung: Sie finden zusammen und vertrauen sich dieser Lebensbewegung an, die Jesus angestoßen hat. „Bei Gott sein“ bezieht sich aber auch auf das Leben vor dem Tod. Es heißt auch, nicht nur auf das zu vertrauen, was man selbst erreichen, erarbeiten und festhalten möchte. Es heißt, geben und lieben zu können, ohne zu fragen: Was bekomme ich dafür? Ich nenne das die Lebenskunst der leeren Hände, darin vermittelt sich die Hoffnung auf die Auferstehung. …

In vielen französischen Kirchen gibt es am Eingang ein Labyrinth. Das spielt auf die griechische Sage mit dem Ariadnefaden und dem Ungeheuer an. Viele schafften es nicht aus dem Labyrinth hinaus, aber einem gab Ariadne den Faden und er entkam dem Tod. Die Liturgie der Osternacht, diese lange Reihe von Lesungen, das Auf und Ab der Beziehung zu Gott, der Durchbruch des Lichts, die Tauferneuerung, das ist für mich auch ein Ariadnefaden. Wer den Weg in diese Liturgie findet, feiert aus tiefer Überzeugung das Fest der Auferstehung mit.