Jesus ist konsequent seinen Weg gegangen, frei und ohne Berechnung. Er hat sich nicht mit dem abgefunden, was ist. Er hat alles dran gesetzt, dass Gott und seinem Reich der erste Platz gebührt und jeder Mensch zu seinem Recht kommt. Er hat damit Anstoß erregt, beson-ders bei den Mächtigen. Er wusste, wohin das führt. Als der Konflikt sich zuspitzte, wich er nicht aus. Er brachte keine fremden Mittel ins Spiel, weder das Schwert des Petrus noch die Legionen Engel. Wehrlos ging er auf die Angreifer zu. Er litt und starb nicht, weil Leiden und Tod schön wären oder gar, weil er Lust daran gehabt hätte, sondern weil die Verhältnisse in der Welt jenseits des Paradieses so sind, wie sie sind. Das Kreuz zeigt, was an Gewalttätigkeit im Menschen steckt. Es offenbart zugleich die Gewaltfreiheit Gottes.
Gott will kein Blut sehen. Der Geruch des gewaltsamen Todes ist ihm zuwider. Als Freund des Lebens hat er kein Gefallen am Tod Jesu. Er liebt seine Schöpfung. Er will nicht, dass gerechte Menschen aufs Kreuz gelegt werden. Er spielt das böse Spiel dieser Welt nicht mit. Denn wer darin siegen will, muss Gewalt mit übermächtiger Gewalt beantworten. Jesus verzichtet darauf, mit Gewalt zu siegen.
Franz Kamphaus, Gott ist kein Nostalgiker, Freiburg u.a. 2012, S. 69.
Bild: Kirchentagsplakat Nürnberg 1979