Starke Worte: „Beten, Tun des Gerechten und Warten auf Gottes Zeit“

Aus der Predigt von Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strom beim Eröffnungsgottesdienst beim Evangelischen Kirchentag 2023
Mi., 07.06.2023

„… Und jetzt seh‘ ich Euch alle hier auf dem Nürnberger Hauptmarkt! Zehntausende feiern diesen Kirchentag, der zum Signal der Hoffnung wird! Wie kann das sein? Warum sind wir hier in dieser wunden Zeit? Weil Christus auferstanden ist! Weil die Frauen am leeren Grab in Jerusalem diese wunderbare Botschaft gehört haben! Und weil sie sie weitererzählt haben! Immer weiter, immer weitererzählt haben, bis sie sich in die ganze Welt ausgebreitet hat! Und seither feiern Milliarden von Christinnen und Christen Ostern. Den Sieg des Lebens über den Tod! Weil sie glauben, lieben und hoffen und aus dieser Kraft allem Zerstörerischen widerstehen.

Als Christinnen und Christen sagen wir: Diese Welt hat eine Zukunft! Sie lebt hin auf einen neuen Himmel und eine neue Erde! Darum setzen wir uns schon jetzt für ihn ein für diesen neuen Himmel und diese neue Erde.

„Beten, Tun des Gerechten und Warten auf Gottes Zeit“ – Mit diesen drei Worten hat Dietrich Bonhoeffer einmal umschrieben, was christliche Existenz heißt. Ich könnte ohne diese drei nicht leben. Das Beten gibt mir Kraft. Im Tun des Gerechten finde ich Sinn. Und aus dem Warten auf Gottes Zeit kommt Hoffnung.

Ich weiß: Gottes Zeit wird kommen. Gottes gerechte Welt ist nahe, sagt Jesus.

Mein Enkel Amos ist jetzt vier Jahre alt und ich bin 63. Im Jahr 2082 wird mein Enkel Amos so alt sein wie ich jetzt bin. Und ich werde dafür kämpfen, dass er ein mindestens genauso gutes Leben hat, wie ich es jetzt habe. Und bitte kämpft alle mit, ihr Mütter und Väter, ihr Großmütter und Großväter, alle, die Ihr für Kinder sorgt! Kämpft mit für unsere Kinder! Sie sollen leben! Sie sollen gut leben! Sie sollen reine Luft atmen! Sie sollen klares Wasser trinken! Sie sollen sich an Schmetterlingen freuen! Und sie sollen immer wieder Sonne und dann auch Regen genießen können!

Wir werden unser Glück nicht mehr am Wachstum des materiellen Wohlstands festmachen, sondern am Wachstum des Beziehungswohlstandes!

Wir werden unsere Freiheit nicht mehr daran beurteilen, wie hoch der Tachometer gehen darf, sondern danach, ob wir uns schöpfungsverträglich fortbewegen!

Wir werden Gerechtigkeit nicht mehr daran messen, ob das Gehalt der vermeintlichen Leistungsträger hoch genug ist, sondern daran, ob alle Menschen, auch die Schwächsten, in Würde leben können! Und zwar überall auf der Welt!

So soll es sein. …“