Kaddisch: Lob Gottes – auch in dunklen Zeiten

Nach den blutigen Terroranschlägen auf Siedlungen rund um den Gazastreifen bergen israelische Einsatzkräfte Hunderte Leichen. Im Kibbuz Be'eri werden am ersten Tag der Bergungsarbeiten 100  Todesopfer gezählt. Für die Ermordeten singen die Sanitäter das traditionelle Totengebet „Kaddisch“ der Juden. Das Kaddisch-Gebet ist eines der bekanntesten und wichtigsten jüdischen Gebete. Oft wird es „Totengebet“ genannt. Doch im Grunde ist es ein Lob Gottes. „Kaddisch“ heißt „heilig“ bzw. „Heiligung“. Geheiligt wird Gott – auch angesichts des Todes. Im Gegensatz zu fast allen anderen jüdischen Gebeten ist seine Sprache nicht nur Hebräisch, sondern auch Aramäisch.…

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Die Macht der Fürbitter

von Walter Wink "Fürbitte ist der spirituelle Widerstand gegen das, was ist, im Namen dessen, was Gott verheißen hat. Fürbitte imaginiert eine alternative Zukunft, anders als die, welche vom Schicksal durch das Zusammenwirken gegenwärtiger Kräfte bestimmt zu sein scheint. Das Gebet lässt die Luft einer kommenden Zeit in die erstickende Atmosphäre der Gegenwart hereinwehen. Die Geschichte gehört den Fürbittern, die durch ihren Glauben die Zukunft heraufführen. Das ist nicht nur eine religiöse Aussage. Sie gilt genauso für Kommunisten oder Kapitalisten oder Anarchisten. Die Zukunft gehört jedem, der die Vision einer neuen und…

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Eine neue Sprache, befreiend und erlösend?

"Brandaktuell lesen sich angesichts gegenwärtiger Sprachnot im Christlichen Dietrich Bonhoeffers Sätze vom Mai 1944: 'Unsere Kirche, die in diesen Jahren nur um ihre Selbsterhaltung gekämpft hat, als wäre sie ein Selbstzweck, ist unfähig, Träger des versöhnenden und erlösenden Wortes für die Menschen und für die Welt zu sein. Darum müssen die früheren Worte kraftlos werden und verstummen, und unser Christsein wird heute nur in zweierlei bestehen können: im Beten und im Tun des Gerechten unter den Menschen … Es ist nicht unsere Sache, den Tag vorauszusagen – aber der Tag wird kommen…

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Womit fängt Theologie an?

Wer von Gott reden will, wer seine großen Werke und Wirkungen in dieser Welt preisen will: Wo wird der wohl beginnen müssen? Er kann anfangen wie ein Wissenschaftler und Untersuchungen anstellen. Er kann Erfahrungen beschreiben wie ein Physiker ein Experiment, und er kann Gedanken logisch verknüpfen wie ein Mathematiker seine Zahlen: Am Ende steht immer nur wieder: der Mensch. Menschliche Erfahrungen, menschliche Gedanken. Wer von Gott reden will, kann nichts von sich aus tun. Wer Gottes Werk preisen will, muss Gottes Mund, Gottes Sprache werden. Womit also fängt alle Theologie an? Mit…

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Gelebte Spiritualität – selbstverständlich ist das nicht

Peter Zimmerling hatte ich im Januar 2022 ins Selbitzer Forum eingeladen. Er hielt einen sehr anregenden Vortrag zum Thema "Lebendiger Glaube zwischen Vernunft und Mystik". In der aktuellen Zeitschrift zeitzeichen ist ein Gespräch mit ihm abgedruckt. Ein kleiner Auszug: Neben Luther verweisen Sie in Ihren Büchern auch auf andere evangelische Persönlichkeiten, für die Spiritualität sehr wichtig war. Paul Gerhardt, Dietrich Bonhoeffer, Dorothee Sölle, Nikolaus von Zinzendorf. Wer von diesen hätte uns  heute am meisten zu sagen? PETER ZIMMERLING: Da würde ich als erstes Dietrich Bonhoeffer nennen. Er hat als einer der Pioniere…

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Friedensgebete

Gebete für Frieden in der Ukraine 24.02.2022 (VELKD)   Gott, wie zerbrechlich unsere Sicherheiten sind, wie gefährdet unsere Ordnungen, das erleben wir in diesen Tagen. Wer sieht uns mit unserer Hilflosigkeit und Angst? Wütend und fassungslos erleben wir, wie Machthaber die Freiheit und das Leben vieler Menschen gefährden. Wie am Rand Europas ein Krieg beginnt. Was geschieht als Nächstes? Welchen Informationen können wir trauen? Was könnten wir tun, das helfen oder etwas bewegen würde? Sieh du die Not. Sieh unsere Angst. Wie so viele suchen wir Zuflucht bei dir und Schutz, innere…

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Ist ein Gottesdienst „echt“ oder nur eine „Inszenierung“?

Einige Anregungen aus einem neuen Buch von Reinhard Thöle: "Geheiligt werde dein Name. Christliche Gottesdienste zwischen Anbetung und Anbiederung" "Die Krise des Gottesdienstes ist nicht eine Frage der Gestaltung und Kommunikation, sondern eine Frage der Echtheit. … Unechte Gottesdienste sind für die Gläubigen immer uninteressant und verzichtbar." Nur das ist „ein echter Gottesdienst …, welcher das enthält, was überall, immer, von allen gebetet worden ist. Der Sinn der Glaubenden folgt unbewusst mit einer Art übernatürlichem Instinkt dem Grundsatz ‚lex orandi – lex credendi‘ [wörtlich: ‚das Gesetz des Betens (ist) das Gesetz des Glaubens‘]…

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… ich will mich an das Seil klammern …

Sophie Scholl (9. Mai 1921 - 22. Februar 1943): Geistliche Texte und Gebete Ich habe mir vorgenommen, jeden Tag in der Kirche zu beten, damit Gott mich nicht verlasse. Ich kenne Gott ja noch gar nicht und begehe sicher die größten Fehler in meiner Vorstellung von ihm, aber er wird mir das verzeihen, wenn ich ihn bitte. Wenn ich ihn von ganzer Seele lieben kann, dann werde ich meinen schiefen Blick verlieren. Wenn ich die Menschen um mich herum sehe, und auch mich selbst, dann bekomme ich Ehrfurcht vor dem Menschen, weil…

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Von ablenkenden Gedanken

In der Stunde der Lehre und des Gebets ist kein trennender Vorhang zwischen dem Menschen und seinem Gott. Auch wenn viele fremde Gedanken in dir aufsteigen: Gewänder und Decken sind sie, hinter denen der Heilige, gesegnet sei Er, sich verbirgt, und wenn du darum weißt, ist da keine Verborgenheit mehr. Martin Buber, Baal Schem Tow. Unterweisung im Umgang mit Gott, Heidelberg 1981, S. 76

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