Interessante Abschnitte aus einem „Nachtgespräch über Jesus von Nazareth“:
„Ich geriet an das Buch eines Neutestamentlers, … der ein anerkannter Theologe sein muss. Er schreibt am Anfang seines Buches, er sei Christ, er lehre Theologie an einer Theologischen Fakultät, er sei ordinierter Pfarrer, er predige und er liebe das Urchristentum und seine Texte. Ein Abschnitt des Buches ist überschrieben: ‚Wie kam es zur Vergöttlichung Jesu?‘ Da habe ich aufgegeben“ (S. 16).
„Ein Jesus, der von der Kirche nach dem Muster griechischer Heroen und römischer Kaiser ‚vergottet‘ wird, ist dann lediglich eine bedeutende Persönlichkeit: ein Charismatiker, ein Prophet, ein Heiler, ein Dichter, ein Lehrer, ein Kultstifter, am Ende auch noch ein Märtyrer. Ich halte nichts von derartigen Verharmlosungen Jesu – und halte ebensowenig von einer überzogenen Kritik an der historischen Glaubwürdigkeit der Evangelien-Tradition, wie man sie zum Beispiel bei Wilhelm Bousset oder dann bei Rudolf Bultmann finden kann“ (S. 10).
in: Gerhard Lohfink, Das Geheimnis des Galiläers, Freiburg 2019