„Die Kirche ist aus einer Bewegung der Hoffnung entstanden, und diese Bewegung muss heute neu erweckt werden, wenn wir dem Glauben neuen Schwung geben und ihn fähig machen wollen, sich in der ganzen Welt zu verbreiten. Ohne Hoffnung geschieht nichts. …
Wenn ein Mensch den Punkt erreicht, an dem er sich nichts mehr erhofft; wenn er morgens aufsteht und überhaupt nichts mehr erwarten kann, dann ist er wie tot. So wie jemandem, der kurz vor der Ohnmacht steht, schnell etwas Starkes zum Einatmen gegeben wird, damit er wieder zu Kräften kommt, so muss jemandem, der kurz davor ist, loszulassen und den Kampf aufzugeben, ein Grund zur Hoffnung gegeben werden, um ihm zu zeigen, dass es noch Perspektiven für ihn gibt. So wird er wiederbelebt und gewinnt seine Kraft zurück.
Jedes Mal, wenn ein Keim der Hoffnung im Herzen eines Menschen wiederauflebt, ist es wie ein Wunder: Alles wird anders, auch wenn sich nichts verändert hat. Auch eine Gemeinschaft, eine Pfarrei, ein Orden erholt sich und zieht neue Berufungen an, wenn die Hoffnung wieder aufblüht. Es gibt keine Werbung um Berufungen, die vermag, was die Hoffnung vermag. Es ist die Hoffnung, die junge Menschen bewegt. Auch innerhalb der Familie ist es so: Man bleibt in der Familie, oder kehrt gerne zu ihr zurück, wenn man in ihr Hoffnung findet. Hoffnung zu geben ist das Schönste, was man tun kann. …
Der Kern der christlichen Hoffnung ist die Auferstehung vom Tod. ‚Denn wir wissen, dass der, der Jesus, den Herrn, auferweckt hat, auch uns mit Jesus auferwecken und uns zusammen mit euch vor sich stellen wird‘ (2Kor 4,14).“
Kapuzinerpater und Kardinal Raniero Cantalamessa, in: Christ in der Gegenwart 14/2021 vom 04.04.2021, S. 3f.
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