Kaddisch: Lob Gottes – auch in dunklen Zeiten

Nach den blutigen Terroranschlägen auf Siedlungen rund um den Gazastreifen bergen israelische Einsatzkräfte Hunderte Leichen. Im Kibbuz Be'eri werden am ersten Tag der Bergungsarbeiten 100  Todesopfer gezählt. Für die Ermordeten singen die Sanitäter das traditionelle Totengebet „Kaddisch“ der Juden. Das Kaddisch-Gebet ist eines der bekanntesten und wichtigsten jüdischen Gebete. Oft wird es „Totengebet“ genannt. Doch im Grunde ist es ein Lob Gottes. „Kaddisch“ heißt „heilig“ bzw. „Heiligung“. Geheiligt wird Gott – auch angesichts des Todes. Im Gegensatz zu fast allen anderen jüdischen Gebeten ist seine Sprache nicht nur Hebräisch, sondern auch Aramäisch.…

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Jüdische Feste: „Simchat Torá“, das Fest der Freude an der Torá – heuer am 8. Oktober 2023

Simchat Torá, das Fest der Freude an der Torá – heuer am 8. Oktober 2023 (Nachtrag am 08.10.: Tragischerweise wird der Freudentag durch Terror getrübt!) „An Simchat Torá freuen wir uns über den Abschluss der jährlichen Toralesung“ Von Rabbiner Raphael Evers (aus: Jüdische Allgemeine, 05.10.2023): Der achte Tag von Sukkot heißt Schemini Azeret, wörtlich: „der achte Tag“, das Abschlussfest. Dieser Feiertag wird – fälschlicherweise – oft als Teil von Sukkot angesehen. In der Tora heißt es im 4. Buch Mose 29 und im 5. Buch Mose 35: „Am achten Tag sollst du…

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Mitgefühl für „Titan“-Insassen größer als für ertrunkene Flüchtlinge?

Aus einem bemerkenswerten Bericht von ntv am 22.06.2023: Fünf Männer verschwinden in einem Tauchboot auf dem Weg zum „Titanic“-Wrack. Drei von ihnen waren Touristen, die jeweils 250.000 Dollar bezahlt hatten. Das Tauchboot war auf dem Weg zum Wrack des berühmten Luxusdampfers „Titanic“, als der Kontakt zum Mutterschiff abriss. Die Anteilnahme ist groß. Mehrere Länder schicken Rettungsschiffe. Sehr ausführlich berichteten die Medien darüber. Empfinden wir mehr Mitgefühl für fünf in einem Tauchboot im Atlantik vermisste Männer als für Hunderte im Mittelmeer ertrunkene Flüchtlinge? Aus Sicht der Psychologin und Neurowissenschaftlerin Grit Hein sind solche…

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Starke Worte zum schwachen Motto: „Darf ich euch noch ärgern?“

Auch auf dem Kirchentag kam Kritik am Kirchentagsmotto. Erik Flügge, Politikberater und Autor aus Köln, fand klare Worte dazu im Talk „Ich bin dann mal drin“ im „Zentrum Zukunft Glaube und Kirche“ (Do., 08.06.2023): Darf ich euch noch ärgern? Ich ärgere mich übrigens schon ganz ganz lange über dieses unfassbar bescheuerte Motto von diesem Kirchentag! Warum? Weil ihr in dieser Stadt an sehr vielen Stellen ‚Jetzt ist die Zeit‘ sagt. Und da drunter könnte stehen: CDU, CSU, SPD, Die Grünen. Da drunter könnte stehen der DGB. Da drunter könnte stehen der NABU.…

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Starke Worte: „Beten, Tun des Gerechten und Warten auf Gottes Zeit“

Aus der Predigt von Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strom beim Eröffnungsgottesdienst beim Evangelischen Kirchentag 2023 Mi., 07.06.2023 "... Und jetzt seh‘ ich Euch alle hier auf dem Nürnberger Hauptmarkt! Zehntausende feiern diesen Kirchentag, der zum Signal der Hoffnung wird! Wie kann das sein? Warum sind wir hier in dieser wunden Zeit? Weil Christus auferstanden ist! Weil die Frauen am leeren Grab in Jerusalem diese wunderbare Botschaft gehört haben! Und weil sie sie weitererzählt haben! Immer weiter, immer weitererzählt haben, bis sie sich in die ganze Welt ausgebreitet hat! Und seither feiern Milliarden von…

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Schwaches Motto: „JETZT ist die ZEIT“ – Das soll Jesus gesagt haben??

„JETZT ist die ZEIT“ – Diesem Kirchentagsmotto sieht man es nicht an, dass es angeblich in der Bibel steht, – wenn da nicht eine Bibelstelle dabei stehen würde: nämlich Mk 1,15. In Mk 1,15 lesen wir: Jesus sagt: „Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium!“ „JETZT ist die ZEIT“ – Dieses Kirchentagsmotto ist also ein verstümmeltes Jesuswort. Kein Wort mehr vom „Reich Gottes“, also von der „Königsherrschaft Gottes“, die nahe herbeigekommen ist. Kein Wort von Umkehr und vom Evangelium. „JETZT ist…

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Das Lied der Erde singen – in einer Welt der Gewalt

Vor 20 Jahren, am Dienstag, 29. April 2003, hatte ich Dorothee Sölle zu einer Konzertlesung mit Grupo Sal eingeladen. Dazu kam es leider nicht mehr. Am Sonntag, 27. April 2003 ist sie während einer Tagung in der Evangelischen Akademie Bad Boll plötzlich gestorben. Zur Erinnerung an Dorothee Sölle ein Ausschnitt aus dem Vortrag, den sie bei der 6. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Vancouver im Jahre 1983 hielt: „Christus ist gekommen, damit alle ‚Leben in Fülle haben‘, aber die absolute Verarmung, die innerhalb einer technologisch entwickelten Welt ein Verbrechen ist,…

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Apropos Königskrönung und Salbung: Wir sind gekrönt und gesalbt. Ach ja!

Könige wurden schon in alttestamentlicher Zeit gesalbt, zum Beispiel Saul (1Sam 10,1), David (1Sam 16,13), Salomo (1Kön 1,39). Und auch Priester (Ex 28,41; 29,7; 40,15). Dies war eine Form der Legitimation und Beauftragung durch Gott, eine Verbindung mit „dem Heiligen“ und eine Übertragung von Eigenschaften Gottes auf den Gesalbten: Kraft, Stärke, Weisheit. Bei der Salbung von David wird berichtet: „… und der Geist des Herrn durchdrang David und lag auf ihm von jenem Tag an.“ (1Sam 16,13, Zürcher Übersetzung). Bei dem Blick auf die Prominenz kann leicht in Vergessenheit geraten, dass schon in…

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Der Nächste bitte! – Moment! Das bin ja ich!!

Der Dreiklang der Liebe oder: Was ist (Nächsten-)Liebe? „Liebe ist nicht nur ein Wort, Liebe, das sind Worte und Taten“ – so beginnt ein Lied von Eckart Bücken. Und das ist gar nicht mal so schlecht. „Liebe ist ein starkes Gefühl“ – so beginnt eine Antwort der „Künstlichen Intelligenz“ ChatGPT auf meine Frage, was Liebe ist. Ähnliches schreibt Wikipedia. Und das ist schlecht. Weil es viel zu kurz gedacht ist. Seit der Zeit der Romantik gilt die Liebe als ein Gefühl. Doch Liebe ist mehr. Und wer dieses „mehr“ versteht, bekommt auch…

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Es wird regiert!

Karl Barth (im Gespräch mit seinem Freund Eduard Thurneysen) am Abend vor seinem Tod: „Ja, die Welt ist dunkel. Aber nur ja die Ohren nicht hängen lassen! Nie! Denn es wird regiert, nicht nur in Moskau oder in Washington oder in Peking, sondern es wird regiert, und zwar hier auf Erden, aber ganz von oben, vom Himmel her! Gott sitzt im Regimente! Darum fürchte ich mich nicht. Bleiben wir doch zuversichtlich auch in den dunkelsten Augenblicken! Lassen wir die Hoffnung nicht sinken, die Hoffnung für alle Menschen, für die ganze Völkerwelt! Gott…

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Jüdische Feste: „Purim“ – am 7. März 2023

Aus dem alttestamentlichen Buch Ester: 20 Mordechai schrieb auf, was geschehen war. Er schickte einen Brief an alle Juden in nah und fern in den Provinzen von König Xerxes. 21 Er verpflichtete sie dazu, den 14. und 15. Tag im Monat Adar zu feiern. Jedes Jahr sollten diese Tage Feiertage sein. 22 Denn es waren die Tage, an denen die Juden Ruhe vor ihren Feinden hatten. In diesem Monat wurde für sie aus Trauer Freude, und aus Klage wurden Festtage. Darum sollten sie diese Tage zu Tagen der Freude und zu Feiertagen machen. Jeder sollte…

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Gedanken wirken

Achte auf deine Gedanken, denn sie werden deine Worte. Achte auf deine Worte, denn sie werden deine Handlungen. Achte auf deine Handlungen, denn sie werden deine Gewohnheiten. Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter. Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal. Achte auf dein Schicksal, indem du jetzt auf deine Gedanken achtest. Aus dem Talmud. Oder?? Wie so mancher Spruch im Laufe der Zeit dem Talmud zugeschrieben wurde von Chajm Guski, Jüdische Allgemeine vom 22.11.2018 „Wer sich viel mit dem Talmud beschäftigt, den verwundert es, dass manches Zitat…

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Die Macht der Fürbitter

von Walter Wink "Fürbitte ist der spirituelle Widerstand gegen das, was ist, im Namen dessen, was Gott verheißen hat. Fürbitte imaginiert eine alternative Zukunft, anders als die, welche vom Schicksal durch das Zusammenwirken gegenwärtiger Kräfte bestimmt zu sein scheint. Das Gebet lässt die Luft einer kommenden Zeit in die erstickende Atmosphäre der Gegenwart hereinwehen. Die Geschichte gehört den Fürbittern, die durch ihren Glauben die Zukunft heraufführen. Das ist nicht nur eine religiöse Aussage. Sie gilt genauso für Kommunisten oder Kapitalisten oder Anarchisten. Die Zukunft gehört jedem, der die Vision einer neuen und…

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Jochen Klepper: Trostlied am Abend

Jochen Klepper hat 1940 ein "Trostlied am Abend" geschrieben.   Dein Wort ward meine Speise, sooft ich’s empfing, und dein Wort ist meines Herzens Freude und Trost; denn ich bin ja nach deinem Namen genannt, Herr, Gott Zebaoth. (Jer 15,16)   In jeder Nacht, die mich bedroht, ist immer noch dein Stern erschienen. Und fordert es, Herr, dein Gebot, so naht dein Engel, mir zu dienen. In welchen Nöten ich mich fand, du hast dein starkes Wort gesandt.   Hat banger Zweifel mich gequält, hast du die Wahrheit nie entzogen. Dein großes…

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