Man kann nur verstehen, was man liebt.

„Ein inniger Zusammenhang von Verstehen und Liebe legt sich schon aus der biblischen Sprache nahe. Im Hebräischen umfasst das eine Verbum jdh beides: liebendes Umgehen (sogar im Sinne der sexuellen Vereinigung) und intellektuelles Erkennen. Man stelle sich eine gemischte Reisegruppe vor, die eine Wanderung von Jerusalem durch das Wadi Kilt hinab nach Jericho unternimmt. Jeder der Wandernden wird unterschiedliche Wahrnehmungen machen: Ein frommer Pilger mag an die Geschichte vom barmherzigen Samariter denken und sich in die Zeit des Neuen Testaments zurückversetzt fühlen; einem Biologen wird die Vielfalt der Flora und Fauna auffallen;…

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Womit fängt Theologie an?

Wer von Gott reden will, wer seine großen Werke und Wirkungen in dieser Welt preisen will: Wo wird der wohl beginnen müssen? Er kann anfangen wie ein Wissenschaftler und Untersuchungen anstellen. Er kann Erfahrungen beschreiben wie ein Physiker ein Experiment, und er kann Gedanken logisch verknüpfen wie ein Mathematiker seine Zahlen: Am Ende steht immer nur wieder: der Mensch. Menschliche Erfahrungen, menschliche Gedanken. Wer von Gott reden will, kann nichts von sich aus tun. Wer Gottes Werk preisen will, muss Gottes Mund, Gottes Sprache werden. Womit also fängt alle Theologie an? Mit…

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Verrückt vor Liebe

Die große Vision des Alfons Maria von Liguori*: Fasziniert war Alfons von einem Gott, der "verrückt vor Liebe" nach dem Menschen ist und der nur deswegen das Drama von Menschwerdung, Tod und Auferstehung "inszeniert". Gott will und kann nicht ohne den Menschen sein, deshalb macht er sich im Menschgewordenen selbst auf den Weg zu dem Geliebten, der ihm davongelaufen ist. Wie ein über beide Ohren verliebter Mensch, der alles für den, für die Geliebte unternimmt, ist Gott nichts zu "dumm" oder zu gefährlich, um die Liebe des Menschen zu gewinnen. *) Alfons…

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Nimm Abstand und ruhe …

ADVENT Auf, du kleiner Mensch, flieh ein wenig deine Geschäftigkeit! Verstecke dich eine kleine Weile vor deinen lauten Gedanken! Wirf die Sorgen ab, die auf dir lasten, und nimm Abstand von dem, was dich zerstreut! Gönne dir Zeit für Gott und ruhe in ihm! Sprich zu Gott: „‚Dein Antlitz, o Herr, will ich suchen‘ (Ps 27,8). Mein Herr und mein Gott, lehre du mein Herz, wo und wie es dich suchen, wo und wie es dich finden kann.“ Anselm von Canterbury (Proslogion 1) Foto by Petra Bork_pixelio.de

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Warum sagt Gott nicht, dass es ihn gibt?

Manfred Lütz (Psychiater, Psychotherapeut und Theologe): Ich bin mit 14 Jahren Atheist geworden. Ich fand Religion eine Sache für Kinder, deren Verstand noch nicht reif genug ist. Was ich vor allem nicht verstand, war, warum Gott nicht einfach ein für alle Male klar und unmissverständlich sagt, dass es ihn gibt, damit man nicht immer so unsicher ist. Ich bin dann unter anderem dadurch wieder zum Glauben gekommen, dass ich begriff, dass ich dann dem allmächtigen ewigen Gott gegenüber ja gar nicht wirklich frei sein könnte, dass ich mich ihm dann einfach nur…

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„JHWH“ – Sagen Sie bitte jetzt nichts!

Der Gottesname JHWH wird im Judentum seit mehr als 2000 Jahren nicht ausgesprochen. Niemand weiß, wie er richtig ausgesprochen wird. Daher kann er sinnvollerweise eigentlich auch von Christen nicht ausgesprochen werden. Außerdem: Das christlich-jüdische Gespräch pflegen zu wollen und gleichzeitig die Gesprächspartner mit der nicht erlaubten Aussprache des Gottesnamens zu verletzen, passt nicht zusammen. Daher sollte dieser Gottesname auch aus Solidarität, aus Rücksichtnahme und aus Höflichkeit gegenüber jüdischen Gesprächspartnern nicht ausgesprochen werden. Gut können wir der Übersetzung Martin Luthers  und der Einheitsübersetzung (und anderen Übersetzungen) folgen und „HERR“ lesen, wo das Tetragramm…

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Gott ist ein Spielverderber. Er macht nicht mit beim Gottesbeweis

Diagoras von Melos, Beiname "der Atheist", lebte von ca. 475 bis 410 v.Chr. Er war ein griechischer Rhetoriker und Lyriker. Eines Tages kam er auf eine glorreiche Idee: Er warf ein hölzernes Bild eines Gottes ins Feuer und sagte, die Gottheit sollte sich doch durch ein Wunder selbst retten. - Doch Gott hat nicht mitgespielt. Was für Diagoras ein Beweis war: Gott kann es nicht geben. Sicher ist, dass Diagoras wegen Gottlosigkeit verurteilt worden ist. Er konnte entkommen und ist nach Korinth geflohen. Das Motiv ist also schon alt, und die "Logik"…

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Wer bin ich? – Wer bist du?

1. Ich möchte gern so sein, wie Gott mich haben will, weil er mich so behandelt, als wäre ich schon so. (Hannelore Frank) 2. Die Liebe besteht nicht darin, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat. (1 Joh 4,10) 3. Was du im anderen siehst, entzündest du in ihm. Lerne es, im anderen den von Gott geliebten Menschen zu sehen. (Hanna Hümmer) 4. Wilhelm Schmid über das Kapitel „Über den Umgang mit sich selbst“ in dem Buch „Über den Umgang mit Menschen“ von Adolph Freiherr Knigge: „Es geht…

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Gott will kein Blut sehen

Jesus ist konsequent seinen Weg gegangen, frei und ohne Berechnung. Er hat sich nicht mit dem abgefunden, was ist. Er hat alles dran gesetzt, dass Gott und seinem Reich der erste Platz gebührt und jeder Mensch zu seinem Recht kommt. Er hat damit Anstoß erregt, beson-ders bei den Mächtigen. Er wusste, wohin das führt. Als der Konflikt sich zuspitzte, wich er nicht aus. Er brachte keine fremden Mittel ins Spiel, weder das Schwert des Petrus noch die Legionen Engel. Wehrlos ging er auf die Angreifer zu. Er litt und starb nicht, weil…

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Von ablenkenden Gedanken

In der Stunde der Lehre und des Gebets ist kein trennender Vorhang zwischen dem Menschen und seinem Gott. Auch wenn viele fremde Gedanken in dir aufsteigen: Gewänder und Decken sind sie, hinter denen der Heilige, gesegnet sei Er, sich verbirgt, und wenn du darum weißt, ist da keine Verborgenheit mehr. Martin Buber, Baal Schem Tow. Unterweisung im Umgang mit Gott, Heidelberg 1981, S. 76

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Schweigen – ein „Fasten“, das zu mehr Tiefe, Liebe und Gotteserfahrung führen kann

Heute ist das letzte Buch des großen Neutestamentlers Klaus Berger erschienen: „Schweigen – Eine Theologie der Stille". Es ist ein sehr persönliches Buch. Das Manuskript hat er kurz vor seinem Tod im Juni 2020 an den Verlag geschickt. Prof. Dr. Peter Busch, einer seiner ca. 60 Schüler, die bei ihm promoviert oder habilitiert haben, hat im Anhang des Buches ein Nachwort geschrieben, das Klaus Berger gut beschreibt. „Schweigen“ ist ein Thema, das im Neuen Testament wichtig ist – und das bei den Theologen und Theologinnen in der Regel übergangen und „verschwiegen“ wird.…

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Der „liebe Gott“ – der Opa im Himmel?

Unter dem guten Gott verstehen wir heutzutage fast ausschließlich den „lieben“ Gott; und wir mögen damit auch Recht haben. Aber mit Liebe meinen die meisten von uns in diesem Zusammenhang soviel wie Gutherzigkeit, d. h. den Wunsch, jemand anders glücklich zu sehen, nicht glücklich in diesem oder jenem Sinn, sondern einfachhin glücklich. Was uns wirklich passen könnte, das wäre ein Gott, der zu allem, was wir gerade gern täten, sagen würde: „Was macht es schon, solange sie nur zufrieden sind?“ In der Tat, wir möchten nicht so sehr einen Vater im Himmel…

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Novemberblues? Nööö!

Ab zum Winterschlaf? Sie ist traurig, die Jahreszeit, darin wir stehen. Man möchte glauben, dass das Leben mit der Sonne dahinschwinden wolle. Ein Frösteln rinnt über die Haut und ins Herz. Alle Laute verstummen. Der Himmelssaum verblasst. Alles sinkt, zum Schlafen oder zum Sterben. Gustave Flaubert, November Besser: Wacher Blick auf das wärmende Licht des Lebens! Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir! Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der HERR, und…

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Gott und Jesus Christus und (nochmal) Corona

Der EKD-Ratsvorsitzende und bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm hat in einem Gespräch mit der Zeitschrift „zeitzeichen“ (am 23.07.2020) anregende „Lehren aus der Corona-Pandemie“ und der „Allmacht und Ohnmacht Gottes“ gegeben: „Gott erfahren wir in Jesus Christus. Und Jesus Christus hat geheilt, nicht getötet. Deswegen kann es nicht so sein, dass diejenigen Recht haben, die Kausalverbindungen zwischen dem Handeln Gottes und der Corona-Pandemie herstellen. Der, der am Kreuz schreit: ‚Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?‘, ist präsent, der ist da in der Corona-Krise. Wir müssen Abschied nehmen von einem Bild von…

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