Wer bewusst die Zeit des Kirchenjahres mitlebt, kann entdecken, dass das Kirchenjahr eine therapeutische und geistliche Wirkung entfaltet. Denn zum einen gilt:
„Die Feste des Kirchenjahres weisen uns ein in der Geheimnis der Menschwerdung, in ihnen wird der Prozess menschlicher Selbstwerdung dargestellt. Jesu Leben ist nicht nur ein historisches, sondern es ist auch ein Urbild, das uns zeigt, wie unser Weg zu Gott und zu unserem wahren Selbst gelingt.“
Und dann hilft uns das Kirchenjahr dabei, in die Geschichte einzusteigen, die Gott mit uns Menschen hat. Es kann helfen, Gott immer wieder neu erkennen, den Weg Jesu begleiten und die Vielfalt der biblischen Überlieferung in ihrer Tiefe und Weite zu entdecken. Jeder Sonntag des Kirchenjahres hat ein „Thema“. Das kann die ganze Woche dieses Sonntags prägen. Alle diese „Themen“ haben einen direkten Bezug zum Leben.
„Lukas, der als der Evangelist des Kirchenjahres gilt, beschreibt das Wirken Jesu als Heilsjahr, als Jahr, in dem Gott durch den Menschen sein Heil geoffenbart und gewirkt hat. Dieses eine Jahr des Heils wird Jahr für Jahr gefeiert, damit es sich immer tiefer in unsere Welt eingräbt und die Geschichte verwandelt und heilt. Jesus ist der ‚Anführer zum Leben‘, der uns durch seinen eigenen Lebensweg einweist in die Kunst des Lebens, der uns mitnimmt auf seinen Weg, damit wir gemeinsam mit ihm durch die Bedrängnisse hingelangen zu der Gestalt, die Gott uns zugedacht hat.“
Beiträge und Anregungen zum Kirchenjahr gibt es in einer neuen Rubrik auf dieser Website unter „Impulse“: „Kirchenjahr“.
(Zitate: Anselm Grün und Michael Reepen, Heilendes Kirchenjahr, Münsterschwarzach 2006, 11. Aufl., S. 7f.)