Der EKD-Ratsvorsitzende und bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm hat in einem Gespräch mit der Zeitschrift „zeitzeichen“ (am 23.07.2020) anregende „Lehren aus der Corona-Pandemie“ und der „Allmacht und Ohnmacht Gottes“ gegeben:
„Gott erfahren wir in Jesus Christus. Und Jesus Christus hat geheilt, nicht getötet. Deswegen kann es nicht so sein, dass diejenigen Recht haben, die Kausalverbindungen zwischen dem Handeln Gottes und der Corona-Pandemie herstellen. Der, der am Kreuz schreit: ‚Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?‘, ist präsent, der ist da in der Corona-Krise. Wir müssen Abschied nehmen von einem Bild von Gott als einem, der alles unter Kontrolle hat. Dietrich Bonhoeffer hat es ja schon damals mit herausfordernden Worten beschrieben: Nur der leidende Gott kann helfen. Das ist eine Spitzenaussage. Die Vorstellung, dass Gott uns an Marionettenbändern führt oder wie ein deus ex machina hier dazwischengeht, das ist ein Gottesbild, das wir überwinden müssen.
Die Allmacht und die Ohnmacht hängen eng zusammen. Die Schöpfung ist unvollendet. Sie seufzt, wie Paulus sagt. In Römer 8,21 heißt es: ‚Denn auch die Schöpfung wird frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes.‘ Das heißt, es gibt Dinge, die widersprechen dem erklärten Willen Gottes, so wie wir ihn in Jesus Christus vor uns haben. Mein Gottesbild ist ganz stark von Jesus Christus geprägt. Danach kann es nicht so sein, dass Gott, weil er meint, die Menschen mit etwas richtig Schlimmen prüfen zu müssen, auf den Tsunamiknopf drückt oder das Coronavirus in die Welt hinein schleudert.“