Gottesmüdigkeit – Verlieben – Leidenschaft

Was uns fehlt, ist die Ausstrahlung. Die Gottesmüdigkeit, die mangelnde Glaubenslust ist unsere eigentliche Schwäche. Wir leugnen Gott nicht, aber wir rechnen auch nicht ernsthaft mit ihm. Unser Gott ist weder zu fürchten noch zum Verlieben. Fängt jemand damit an, wird er schnell in die charismatische Ecke gestellt. So reden und erklären wir alles Mögliche, aber es kommt kaum durch, was wir der Welt schulden: das Zeugnis vom lebendigen Gott. Dazu braucht‘s zuerst nicht ausgeklügelte Strategien und gestylte Kampagnen, sondern Leidenschaft für Gott und die Menschen. Wir haben etwas zu sagen, für das es in der Welt keine Alternative gibt.

Die Kirche ist kein Selbstzweck, sie ist kein Nischenanbieter auf dem Markt religiöser Sinnangebote. … Wir dürfen unsere besten Kräfte doch nicht in kircheninterne Strukturdebatten verpulvern. Sie wollen zur Welt kommen. Wir schulden der Welt das Evangelium vom Reich Gottes, nicht mehr und nicht weniger. Der Bezugspunkt christlichen Handelns ist nicht die Kirche, sondern das Reich Gottes.

Franz Kamphaus, Gott ist kein Nostalgiker, Herder, Freiburg 2012, S. 158.