Gemeindewachstum in Zeiten der Schrumpfung? – Ja!! Jesus denkt groß!

Ein paar Anmerkungen zum Predigttext am Sonntag, 04.02.2024:

Jesus sagt:
„Gottes Reich kann man vergleichen
mit einem Bauern und der Saat, die er auf sein Feld gesät hat.
Nach getaner Arbeit legt er sich schlafen, steht wieder auf, und das tagaus, tagein.
Währenddessen wächst die Saat ohne sein Zutun heran.
Ganz von selbst (‚automatisch‘) lässt die Erde die Frucht aufgehen:
Zuerst kommt der Halm, dann die Ähre und schließlich als Frucht die Körner.
Sobald aus der Saat das reife Getreide geworden ist, lässt der Bauer es abmähen,
denn die Erntezeit ist da.“

Dieses „Gleichnis von der selbstwachsenden Saat“ (Mk 4,26-29) wird in Predigten gerne individualistisch verstanden: Da ist ein Mensch, dessen Glaube wächst – niemand weiß, wie. Und so wird es zu einer Einladung zur Gelassenheit. Dies ist sicher ein Aspekt dieses Gleichnisses. Doch in unserer Runde der regelmäßigen Gespräche zu den nächsten Predigttexten ist mir deutlich geworden:

  • Es geht um das „Reich Gottes“. Der Horizont ist also weiter! Das „Reich Gottes“ ist mehr als nur ein einzelner Mensch – auch wenn Wachstum im persönlichen Leben möglich und sinnvoll ist. Das „Reich Gottes“ ist auch mehr und größer als eine Kirchengemeinde – auch wenn es da wachsen kann. Das „Reich Gottes“ ist die Herrschaft Gottes. Es ist der Be-Reich Gottes in unserer Welt, wo Gott Raum haben darf und wo er Raum hat.
  • Diese „selbstwachsende Saat“ – und doch kann es auch ein Bild für unsere Kirchengemeinde sein. Da wächst eine Saat – und niemand weiß, wie. Und hoffentlich geht am Ende der Same auf, und wenn gesät ist, wird es „größer als alle Kräuter und treibt große Zweige, so dass die Vögel unter dem Himmel unter seinem Schatten wohnen können“ (Mk 4,30-32). Mit anderen Worten: Jesus denkt groß, nicht klein. Es wäre schade, diese Perspektive zu übersehen und das Gleichnis zu reduzieren auf ausschließlich einen einzigen Menschen, der womöglich im Glauben wächst.
  • Der Kontext ist entscheidend: Das „Gleichnis von der selbstwachsenden Saat“ steht im Zusammenhang der anderen Gleichnisse Jesu vorher und nachher. Es ist eine Fortsetzung des Gleichnisses vom Sämann, der Samen auf das Land streut. Nur der Same, der auf gute Erde fällt, bringt Frucht. Nur dort wächst etwas nachhaltig und dauerhaft (Mk 4,1-9.13-20). Doch auf gutem Boden wächst es. Unaufhaltsam. Dreißigfach, sechzigfach, hundertfach (Mk 4,8.20). Denn im Samen ist die Kraft zu neuem Leben enthalten. Wie auch im Wort Gottes (Mk 4,14-20). – Das ist der Blick Jesu auch auf das Reich Gottes. Und auch auf unsere Gemeinde.
  • Im „Gleichnis von der selbstwachsenden Saat“ steht: „Die Erde bringt die Frucht“ hervor: Halm, Ähre, Körner, volles Getreide. „Die Erde“! Es braucht also gute Erde, damit etwas wachsen kann, und damit der Same, den der Sämann (Gott) aussät, Frucht bringt dreißig-, sechzig- und hundertfach (Mk 4,8.20). So ergeben sich – auf die Gemeinde bezogen! – Fragen:
    • Ist die Gemeinde ein Bereich, in dem Gemeinde wachsen kann? Ist die Kommunikation, das Klima, die Atmosphäre „wachstumsfreundlich“?
    • Welcher Same wird ausgesät? „Lebt“ die Gemeinde von Events und temporären Aktionen oder lebt sie von kontinuierlichem Engagement und konstruktiven Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die das Reich Gottes im Blick haben?
    • Schließlich: Warum sollen wir klein denken und uns von schrumpfenden Gemeinden hypnotisieren lassen und auf abnehmende Gemeindemitgliederzahlen schauen wie das Kaninchen auf die Schlange? Jesus lädt ein: Denke groß! Die Gemeinde kann wachsen und lebendig sein, wenn der Boden gut ist. Und dann wird sie wachsen. „Automatisch“, wie Jesus im Gleichnis sagt. Und unaufhaltsam. Also: Nicht von der schnellen Frucht her denken, die schnell wieder verwelkt, weil sie keine Wurzeln hat, die in die Tiefe gehen (Mk 4,5), sondern auf eine gute Erde schauen!
    • Und wenn der Erdboden gut ist, dann dürfen wir gelassen sein. Gemeinde wird nicht durch Aktionismus gebaut, sondern mit „Grundlagenarbeit“. Dann lässt sich ein Wachsen gar nicht verhindern.
  • So werden die Gleichnisse zur Vision: Beim Reich Gottes – und bei der Kirchengemeinde – ist es „wie bei einem Senfkorn: Wenn es in die Erde gesät wird (in gute Erde!!), ist es das kleinste aller Samenkörner, die ausgesät werden. Aber wenn es ausgesät ist, geht es auf und wird größer als alle Sträucher. Es bringt so große Zweige hervor, dass die Vögel in seinem Schatten ihr Nest bauen können.“ (Mk 4,31-32)

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